Another true Story

von Margit Huber und Klaus Thomas

Wir hatten von Tilos gelesen, dieser Insel am südöstlichen Ende der griechischen Ägäis. Unbequem aber liebenswert.

In Rhodos gelandet. Vor dem Flughafen stehen Taxis.Wir verstehen nicht, daß in einem voll besetztem Taxi jeder genausoviel zahlt wie in einem halbbesetztem. Auf dem Weg zum Hafen hat der Taxifahrer noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen, einen Besuch abzustatten. Man muß nicht alles verstehen.

Kurz vor Rhodos-Stadt sehen wir eine Fähre auslaufen, das wird doch nicht ...? Erwartungsvoll fragen wir die nette Dame in der Tourismusinformation nach der nächsten Tilos-Fähre. "Übermorgen" wird unsere Ahnung bestätigt "die letzte ist gerade ausgelaufen".

Es gelingt uns Rhodos zwei schöne Tage abzugewinnen.Dann endlich 8 Uhr morgens auslaufen mit der Nissos Kalymnos. Eine gut vierstündiger Überfahrt mit Zwischenstop auf Symi und das Schiff gleitet in die weite Bucht von Livadia.

Keine Postkartenansicht - das ist echt! Eine Kaimauer als Fähranleger, das ist der Hafen von Tilos.Wie kriegt das Wasser nur diese türkise Transparenz hin? Zwei Außenborderboote warten dümpelnd auf die nächste Fischtour.

Die alte Freitreppe hoch zum schattigen Cafeneon. Michaelis bringt strahlend den Joghurt mit Honig. Bürgermeister und Hafenpolizist spielen Tavli.

Geldwechseln geht nur im Postamt am Marktplatz - hat aber seit 1 Uhr geschlossen. 50 Meter auf der löchrigen Straße und wir sind am kieseligen Livadia-Ortsstrand. In diese Insel verliebt man sich erst auf den 2. Blick.

Bei Vassilis tief einatmen. Das unsinnige Getriebensein erkennen, zwei Gänge runterschalten. Kurz unter dem Horizont einen Segler fixieren und wieder mal staunen über dieses selbstverständliche Ruhigsein.

 

Auf Tilos gibt es nichts besseres als zu entspannen. Das zweitbeste kann sein: im Meer baden , zum verlassenen Dorf Microchorio wandern oder in eine der unzähligen Buchten. Mit dem Minibus nach Megalo, dem zweiten Inselort fahren oder zum Kloster ... oder ... Was wollen wir machen?
Vielleicht haben wir etwas begriffen, wenn wir uns diese Frage nicht mehr stellen, sondern den Charme des Inselalltags in uns aufnehmen.

Abends bei Vassilis essen.
Regina und Gesine erzählen von ihrer heutigen Wanderung nach Ghera. Gesine hatte sich plötzlich umentschieden und stieg nicht mit zum Strand hinunter. Regina ging allein baden, während Gesine oben am Weg wartete.

Gesine druckst: "Weißt du warum ich oben blieb? Halt mich für verrückt, aber da war ein Tiger. Ich hab mich nicht getraut es zu sagen, aber da war wirklich ein Tiger und ich kann Tiger von Ziegen unterscheiden." Regina entsetzt: "Jetzt brauch ich 'nen Ouzo" 

Vassili kann über diese Geschichte nicht lachen: "I'll tell you a true story.... Vor einigen Jahren ist ein Fischerboot, das Zirkustiere von Kos nach Rhodos bringen sollte nahe Tilos in einen Sturm geraten. Drei Käfige, zwei mit Löwen, einer mit einem Tiger gingen über Bord. Alle drei Käfige wurden später geborgen. Die beiden Löwen waren in ihren Käfigen ertrunken, der Tigerkäfig war leer. Seit dieser Zeit fehlen dem Schäfer Manolis regelmäßig Ziegen. Er hat seine Herde in der Gegend von - Ghera! Genau da, wo Regina und Gesine heute gewandert sind."


   
© Klaus Thomas

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